BURGLENGENFELD. Am Sonntag, 6. November, findet um 15 Uhr eine Führung über den Burglengenfelder Friedhof mit der ehemaligen Museumsleiterin Dr. Margit Berwing-Wittl statt. Auf einem rund anderthalbstündigen Rundgang gibt es viel über historische Bräuche und Rituale rund um das Sterben und Grabgestaltung zu erfahren.
„Der Tod gehört zum Leben“ – so sagt man oft – und gerade in dieser Jahresszeit zeigt sich, wie eng man auch nach Jahren und Jahrzehnten noch mit seinen Verstorbenen verbunden ist. Auf einem geführten Rundgang über den Burglengenfelder Friedhof erfahren interessierte Gäste vieles über die Geschichte der Kunstdenkmäler, über prominente Burglengenfelder Familien und die Bräuche und Rituale, die man früher und heute bei Beisetzungen und bei der Grabpflege vollzog.
Ein Friedhof ist nicht nur ein Ort der Trauer und des Gedenkens, sondern auch ein Spiegel der städtischen Geschichte und der Familien, die hier gelebt haben. Wenn die Familien ihre Gräber für Allerheiligen und Allerseelen hergerichtet haben, wird der Verstorbenen gedacht. Oft sind dies aus dem Mittelalter stammende Bräuche, Rituale und eine eindrucksvolle Symbolsprache. Diese „Sepulkralkultur“, wie der offizielle Fachbegriff für Friedhofskunst lautet, lässt sich in Burglengenfeld sehr eindrucksvoll nachvollziehen, etwa an den denkmalgeschützten Grabmonumenten der Bildhauer Karl und Franz Bornschlegel aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts oder von Fritz König (Landshut) und Christine Sabel (Burglengenfeld). Viele Grabsteine erzählen darüber hinaus Geschichten von Burglengenfelder Persönlichkeiten, die ihren Reichtum nicht nur im Leben, sondern auch nach dem Tod mit prächtigen Grabstätten demonstrierten.
In der Vorstadt befand sich die mittelalterliche Urpfarrei St. Georg auf der Wieden, von der heute noch die Nebenkapelle St. Anna mit Epitaphen seit dem 15. Jahrhundert zu finden ist. Eindrucksvolle Grabtafeln und figürlich gestaltete Grabstätten sind in Burglengenfeld vor allem aus den letzten beiden Jahrhunderten zu finden. Die Grabstätte von Henri Goffard – Begründer des Eisenwerks Maximilianshütte 1852 – ist ebenso zu bestaunen wie prunkvolle Familiengräber und bescheidene, anrührende Grabstätten für früh verstorbene Kinder. Auch die Gedenkstätte für die drei Opfer des „Blutigen Palmsonntag“, die im April 1919 die Räterevolution nach Kallmünz bringen wollten, wird aufgesucht. Dort befindet sich auch die Gedenktafel für Josef Schmidt, den wichtigsten kommunistischen Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, der wenige Tage nach Kriegsende im Mai 1945 noch im KZ Dachau umgebracht wurde.
Anmeldungen erfolgen über die Homepage der VHS oder telefonisch unter Tel. 09471/30 22 333. Treffpunkt ist vor dem Haupteingang des Friedhofs. Die Führung kostet vier Euro pro Person.