„Eine Schulklasse, 15 Archive, 150 Seiten – über eine Frau“ lautete die kurze Zusammenfassung eines bemerkenswerten Schulprojektes der Klasse 7M an der Sophie-Scholl-Mittelschule. Anfang Juli wurde im Beisein zahlreicher Ehrengäste und Sponsoren die Ausstellung „Edith – jüdische Spuren in Burglengenfeld“ erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. „Wirklich gelungen und grafisch ansprechend aufbereitet“ lobte Landrat Thomas Ebeling im Rahmen einer kleinen Feierstunde den Einsatz der Beteiligten.
Anhand von fünf dreiseitigen Stelen können die Betrachter erfahren, wie in einem sehr dunklen Kapitel deutscher Geschichte die Burglengenfelderin und Halbjüdin Dr. Edith Zemensky-Földes von 1942 bis 1949 in der Stadt gelebt haben soll. „Die Arbeit an diesem Projekt zog sich über ein ganzes Schuljahr“, erklärte Projektleiter und Geschichtslehrer Christian Birk. Schülersprecherin Emily Niedermeier berichtete über den weiteren Hintergrund zur Entstehung der Ausstellung: „Unsere Schule wirbt für eine ‚Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage‘. Wir wollten diesen Dingen auf den Grund gehen und keine Zuschauer sein. Wir wollten aktiv werden, uns selbst eine Meinung bilden. Wir waren geschockt, als wir bei unseren Arbeiten herausfanden, wie Juden heute noch diskriminiert werden“.
Der Landkreis Schwandorf mit der Lernenden Region, die Stiftung „Lernen durch Engagement“, das Planungsbüro Preishl und Schwan, die Stadt Burglengenfeld, der Bezirksheimatpfleger und viele weitere Helfer mehr hatten die Schülerinnen und Schüler bei Ihrer Spurensuche nach jüdischen Leben in Burglengenfeld begleitet oder das Material für die Stelen gesponsort. „Der Titel „Jüdisches Leben in Burglengenfeld“ macht neugierig, weil man bisher allgemein davon ausgegangen ist, dass es in Burglengenfeld keine jüdischen Mitbürger gab“, erklärte zweiter Bürgermeister Josef Gruber, welcher die Bedeutung von Erinnerung in seinem Grußwort heraushob.
Tatsächlich gestaltete sich die örtliche und nähere Suche – unter anderem im Stadtarchiv Burglengenfeld oder auch im Oberpfälzer Volkskundemuseum – durchaus mühselig und langwierig. Erst eine überregionale Suche im hessischen Arolsen Archiv, dem weltweit größten Archiv über die Opfer und die Überlebenden des NS-Regimes, lieferte einen Treffer, eine „Spur von jüdischen Leben“. Basierend auf den dort gefundenen Unterlagen fand sich tatsächlich ein Hinweis, dass Halbjüdin Edith war und dass sie in Burglengenfeld lebte, arbeitete und im Jahr 1951 in die USA emigrierte. Aus Archivfunden und Belegen konstruierten die Jugendlichen dann im Anschluss den Lebenslauf dieser Frau möglichst detailgetreu nach. „Geschichte wird lebendig, wird erklärbar, wenn man Einzelpersonen im großen Ganzen betrachten kann“, sagte Rektor Michael Chwatal.
Die Ausstellung „Edith – jüdische Spuren in Burglengenfeld“ geht demnächst auf Wanderschaft und wird unter anderem im Gymnasium, aber auch im Rathaussaal zu besichtigen sein.
Bildnachweis: Pelikan-Roßmann